Von der Bühne zum Straßenkreuzer

Im Mittelpunkt steht Wolf Büttner nicht (mehr) gerne. Der frühere Sänger und Songwriter hatte einst „Yucca“ mitbegründet, eine der bekanntesten Bands der Metropolregion, seine Musikerkarriere aber für einen Australientrip an den Nagel gehängt. Um Land und vor allem Leute kennen zu lernen.

Ein Jahr tourte er mit seinem mobilen Hotelzimmer, einem umgebauten Auto, durch den Kontinent, nachdem er sieben Wochen lang Salat geerntet hatte. „Der wohl härteste Job meines Lebens“, erinnert sich Wolf.

Mit Menschen arbeiten, das mag Wolf lieber. Darum wollte er auch den Straßenkreuzer hauptamtlich unterstützen. „Ich kenne den Straßenkreuzer seit Jahren als Leser und finde es super, wie sich Menschen dafür engagieren“, sagt er. Seit Mitte April ist er einer davon – zum einen für die Verwaltung, zum anderen für die Straßenkreuzer Uni. Ein Erlebnis hat ihn gleich bei seiner ersten Uni-Veranstaltung besonders berührt: „Ein Hörer fragte, ob er den Referenten persönlich buchen kann, weil er ihn so begeisterte.“

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Text: Severine Wahl | strassenkreuzer.info
Foto: Maria Bayer |mariabayer.de

Die Bühne überlässt Wolf mittlerweile gerne anderen, hört lieber deren Geschichten zu. Eigene Lieder schreibt er übrigens noch immer, gibt sie aber lieber im heimischen Wohnzimmer zum Besten.

Podcast: Über Armut reden

In der Pandemie – wir erinnern uns ungern – waren gute Gespräche auf einmal Mangelware und gleichzeitig Ablenkung gefragt wie nie. In dieser Zeit startete das Bildungszentrum Nürnberg seinen Podcast „KontaktAufnahme“ und konnte auf beiden Gebieten Abhilfe schaffen. Zum Glück hat der Podcast den Sprung in die post-pandemische Zeit geschafft und die wechselnden Hosts laden weiterhin zweiwöchentlich Menschen aus der Stadtgesellschaft zum intensiven Austausch ein. In Folge 104 auch Alisa Müller, seit diesem Monat Chefredakteurin des Straßenkreuzer. Im Gespräch mit Hannah Diemer erzählt sie unter anderem von ihrem allerersten Artikel für den Straßenkreuzer und wie der ihre Sichtweise auf die journalistische Arbeit prägte. Daneben beantwortet sie Fragen danach, ob Armut persönlich verschuldet sein kann und wie Obdachlose mit den Vorurteilen umgehen, die ihnen von der Gesellschaft täglich entgegengebracht werden.

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Abschied von Ilse Weiß

Ilse Weiß hat 22 Jahre lang die Redaktion des Straßenkreuzer geleitet. Jetzt hört sie bei uns auf und übergibt die Leitung des Magazins an ihre Kollegin Alisa Müller. Zwei Jahre lang haben die beiden Seite an Seite beim Straßenkreuzer gearbeitet. Zuvor hatte Alisa Müller schon mehrere Jahre als freie Autorin für das Magazin geschrieben. In der Juli-Ausgabe des Straßenkreuzer erscheint das letzte Editorial von Ilse Weiß, in dem Sie sich mit folgenden Worten verabschiedet:

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mehr als 22 Jahre durfte ich dieses wunderbare Magazin verantworten, konnte mit Ihnen ermutigende und ernüchternde Schritte hin zu einer gerechteren, offenen Stadtgesellschaft teilen. Danke für Ihr Vertrauen, für viele Gespräche, Briefe und kritische Anmerkungen. Meine und unsere Arbeit wollte und will arme, obdachlose, ausgegrenzte Frauen, Männer und Kinder

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sichtbar machen, Angebote der Begegnung schaffen, Geschichten von besonderen Menschen und Initiativen Raum geben, uns miteinander ins Gespräch bringen. Unser Magazin, unsere Verkäuferinnen und Verkäufer da draußen und unsere Projekte – von SchichtWechsel über die Straßenkreuzer Uni bis Housing First – bauen dafür die Brücken. Jetzt mache ich Platz für meine sehr geschätzte Kollegin Alisa Müller und freue mich darauf, die Arbeit „meines“ Vereins als Leserin weiter zu begleiten.

Herzliche Grüße
Ilse Weiß

Schicke T-Shirts

Teilnehmende der Straßenkreuzer Uni übten den Siebdruck im Atelier von Rainer Michely

“Das war einer der schönsten Tage in meinem Leben“, meint Straßenkreuzer-Verkäufer Klaus Schwiewagner am Ende des Workshops und zeigt stolz sein neues T-Shirt. Darauf prangt in gelben Lettern „Oh là là“. Es ist das Ergebnis eines viereinhalbstündigen Seminars rund um Siebdruck.

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Künstler Rainer Michely (oben links im grünen Shirt) hat die Straßenkreuzer Uni in sein Atelier im Galeriehaus Defet eingeladen und elf Interessierten das Kunsthandwerk nähergebracht – von der Technik bis zum Pressen. Dabei gab er auch einen Einblick in sein eigenes Schaffen. Der einstige Streetworker betreibt seit 1989 professionell Siebdruck. In seinem Atelier im Galeriehaus Defet fertigt er Grafiken in limitierten Kleinauflagen an, entweder im Auftrag von oder gemeinsam mit anderen Kunstschaffenden wie Harri Schemm. Alles handgemacht.
Und auch bei den Hörerinnen und Hörern waren Gefühl, Geduld und etwas Übung gefordert. Zwischen vier Motiven konnten sie wählen. Herausgekommen sind einzigartige Shirts und Jutebeutel mit Schriftzügen oder dem Dürer-Rhinozeros. Auf Papier und alten Stoffen haben die Teilnehmenden zuerst geübt, bevor es für die Kür ans eigene Shirt ging.
„Fehldrucke hatten wir fast keine“, freut sich Michely. „Und das, obwohl alle Teilnehmenden zum ersten Mal Siebdruck gemacht haben.“ Nur bei einem Shirt hat der Druck nicht ganz geklappt. Kreativ wie die Teilnehmerin war, hat sie daraus einfach ein gewollt neues Motiv geschaffen. Die Stiftung „Marianne und Hans Friedrich Defet“ hat der Straßenkreuzer Uni den Workshop samt Material ermöglicht.

Text: Severine Wahl | strassenkreuzer.info
Foto: Jürgen Schabel | juergenschabel.de

Das Sommersemester beginnt

In jedem Menschen steckt Kreativität. Und dieser lassen wir im Sommersemester der Straßenkreuzer Uni freien Lauf: Mit Streetfotografen entdecken wir Gostenhof durch die Kameralinse, wir besuchen die Siebdruckwerkstatt von Rainer Michely und versuchen mit Künstlerin Marissa Herzog Graffiti-Charme zu versprühen.

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