Straßenkreuzer Uni: Wo landet unser Müll?

Wo landet unser Müll? 

Was mit unserem Abfall passiert, sobald wir uns von ihm trennen – darüber informiert Christine Lenz von BLUEPINGU e.V. die Teilnehmenden der Straßenkreuzer Uni im Südstadtforum. Die Zahlen des Umweltbundesamts sind beeindruckend: 2017 fielen in Deutschland 6,15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Etwa ein Sechstel wird laut NABU jährlich ins Ausland exportiert. Interessant ist auch, dass jeder Deutsche im Schnitt 226,5 Kilogramm Verpackungsmüll produzierte. Gemeinsam überlegen und fachsimpeln wir, welche Möglichkeiten es gibt, um gerade in der Vorweihnachtszeit Müll zu sparen und Kosten zu reduzieren.  

Text: Susanne Thoma 
Bilder: Walter Schindler 
19/02/2020

Stimmungsvolles Fest zum Ende eines erfolgreichen Semesters

Stimmungsvolles Fest zum Ende eines erfolgreichen Semesters‌

Rund 70 Hörerinnen und Hörer der Straßenkreuzer Uni, Dozenten, Förderer, Freunde und Uni-Mitarbeiterinnen kamen zur Abschlussfeier des Wintersemesters in den großen Saal der Heilsarmee Sozialwerk. Dr. Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg befasste sich in seiner Ansprache mit der Bedeutung des Begriffs „Straßenkreuzer“: eigentlich dicke Autos, die aber in Kuba aufgrund mangelnder Ersatzteile gefahren werden bis sie auseinanderfallen. „Aus der Not eine Tugend machen“, das passe bestens zum Straßenkreuzer Verein und seinen niedrigschwelligen Projekten vom Magazin-Verkauf bis zu den sozialen Stadtführungen „Schicht-Wechsel“.Auch die Dozenten André Winkel, Pressesprecher bei SÖR, sowie Stadtführer Bolko Grüll waren der Einladung zum Abschlussfest gefolgt. Friedrich Weitner, Richter am Oberlandesgericht und ehemaliger Dozent, kam ebenso wie die Politikerinnen Dr. Anja Prölß-Kammerer(SPD), Elke Leo (Grüne) und Marcus König (CSU).

Für die musikalische Unterhaltung sorgte Jan Bratenstein („The Black Elephant Band”), für erfreute Ahs und Ohs der Festgäste Heilsarmee-Majorin Marie-Luise Schröder mit ihrem Hauswirtschaftsteam: Tische waren in frühlingshaftem Grün eingedeckt, es gab deftige Suppe und feine Brötchen. Die Bäckerei „Beck“ hatte wiederum mehrere Bleche Kuchen spendiert. Insgesamt kamen zu 13 Uni-Veranstaltungen 400 Hörerinnen und Hörer. Die Straßenkreuzer Uni geht mit dem nächsten Semester in ihr zehntes Jahr! Eine Erfolgsgeschichte, die dank großzügiger Unterstützer, großartiger Dozentinnen und Dozenten sowie begeisterter Hörerinnen und Hörer fortgeschrieben werden kann.

Fotos: Giorgos Agelakis
05/02/2020

„Das ist die Hoffnung“

„Das ist die Hoffnung“ 

Stimmungsvoller Abschluss eines Jahres: Schon zum Auftakt der Straßenkreuzer-Weihnachtsfeier, zur Andacht in der Kirche St. Klara, kamen viele Verkäufer/innen, Ehrenamtliche, das Büro-Team, journalistische Mitarbeiter/innen, der Vorstand (Walter Grzesiek zog in seiner Begrüßung eine positive Bilanz des 25-jährigen Vereinsjubiläums). Und dann gab es zwei Höhepunkte: das Christkind Benigna Munsi zuallererst, das mit seinem emotional vorgetragenen Prolog viel Applaus erhielt, und danach die Ansprache von Pfarrer Ansgar Wiedenhaus. Der las aus seinem Lieblingsbuch, dem Buch Jesaja vor, dass all die Ungerechtigkeit dieser Welt zertreten werde von den Füßen der Schwachen. „Das ist die Hoffnung in diesem Text“ kommentierte er, dass die Reichen auf Dauer nicht immer reicher würden. Ganz gerecht konnte nach der Andacht jeder Selfies mit dem lächelnden, sehr geduldigen Christkind machen, die Warteschlange war lang! Gefeiert wurde wieder im Hinterhaus, bei feinem Gulasch mit Rotkohl und Klößen, einer Einlage des Werkschors unter Leitung von Matthias Stubenvoll und Heinrich Hartl am Klavier und schließlich vielen Geschenken. Am Ende verließen die Gäste lächelnd das Haus – fast so schön wie ein paar Stunden vorher das Christkind. 

Wir danken den Sponsoren für die Weihnachtsgeschenke und das Essen:

HOWE Wurstwaren AG

NORMA Stiftung und Co. KG

Birgit Wolf im Namen des „Das Netzwerk21 e.V.“

Uwe Pelz (Fa. RRS)

Die Strickstammtische von Claudia Nelson und Claudia Schubert

Curt Magazin

und drei anonyme Spenderinnen

KREUZERVERHÖR: Lilo Kraus x Johann Burger

KREUZERVERHÖR
Lilo Kraus x Johann Burger

Zum 25. Jubiläum des Straßenkreuzer e. V. bringen wir Menschen zusammen, die einiges gemeinsam haben – und doch ein Leben trennt. Denn sowohl unsere Verkäuferinnen und Verkäufer als auch prominente Personen der Region stehen tagtäglich in der Öffentlichkeit. Nur die Gründe könnten unterschiedlicher nicht sein. Für unser Magazin lernen sich im Jubiläumsjahr immer zwei von ihnen kennen, stellen sich einmal im Monat gemeinsam in die Öffentlichkeit – und erst im Heft einander und später nur zu gerne Ihren Fragen. Wann und wo Sie unsere in jeder Hinsicht prominenten Verkäufer besuchen können, finden Sie immer am Ende des Interviews. Jetzt aber erstmal: Ton ab im Café Wanderer.
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Lilo: Der Johann und ich, wir kennen und schätzen uns jetzt schon eine ganze Weile. Ich weiß noch, als ich dich die ersten Male getroffen habe, hier oben beim Tiergärtnertor. Ich wollte dir ein paarmal Geld geben, aber du hast es nie genommen. Und ich hab mich kaum getraut, dich anzusprechen. Ich wusste nicht, ob ich dich beleidige. Das ist schon eine Art von Scheu. Die haben andere Leute sicher auch.

Johann: Es gibt Leute, die abends bei mir vorbei radeln und „Gute Nacht“ sagen. Es gibt andere, die kommen früh vorbei und sagen „Wildsau!“ Mit manchen Leuten, die ihre Hunde ausführen, rede ich jeden Tag. Andere gehen immer wieder vorbei ohne ein Wort. Das ist die Bandbreite. Aber ob das Scheu ist?

Lilo: Ja, das denk ich schon. Man kennt halt seine Leut’, die leben ungefähr alle dasselbe Leben. Aber eben keines ohne Wohnung. Wir zwei sind dann doch hier an einem Vormittag bei einem Kaffee ins Gespräch gekommen. Und ich war so erstaunt, was du alles weißt, in vielen Bereichen viel mehr Wissen hast als ich. Jedenfalls bin ich gleich zwei Stunden geblieben und war fasziniert. Wir haben über Musik und Komponisten geredet, über Literatur … Das hab ich nicht erwartet. Ich war beschämt über mich und meine Vorurteile. So ungefähr: Wer kein Zuhause hat, hat vielleicht auch sonst nichts im Kopf. Mei, schlimm!

Johann: Und weißt, das hat mich wahnsinnig gfreut, dass wir angefangen haben miteinander zu reden. Dass es egal ist, ob jemand eine Wohnung hat oder nicht. Das spielt einfach keine Rolle. Die Gespräche mit dir, die sind so wertvoll. Das findet sich selten. Du brauchst ja als Mensch jemanden, der auf der gleichen Wellenlänge ist.

Lilo: Ich glaub sogar, dass du manchmal drüber bist. Du hast so viel mehr Wissen.

Johann: Das ist bei manchen Sachen so. Wenn du mir Harfe erklärst, komm ich auch nicht mit.

Lilo: Das macht’s ja so spannend. Eigentlich sollte es so normal sein. Es gibt unter allen Lebensbedingungen Menschen, die Gefühl haben für einen anderen.

Johann: Deswegen ist es für mich so eigenartig, dass Drogentote in den Medien mit Nummern bezeichnet werden. Hinter dem 25. oder 17. Toten des Jahres steckt aber doch ein Mensch mit einem Namen. Vielleicht kannte ich ihn sogar. Eine Nummer macht gesichtslos.

Lilo: Da hast du Recht. Da fällt mir ein, als mir das passiert ist im Frühjahr mit dem Radunfall mit der Hundeleine am Wöhrder See, da wurde ja erst berichtet, eine 63-Jährige sei Opfer einer Attacke geworden. Chris hat mir den Artikel ins Krankenhaus mitgebracht. Da hab ich Steffen (Radlmaier, Feuilleton Nürnberger Nachrichten; Anm. d. Red.) geschrieben „hey, das bin ich“. Er hat gemeint, ich sollte mir überlegen, ob sie meinen Namen schreiben sollen. Da könnte eine Welle an Reaktionen kommen. Die kommt auch bis heute. Ich hab gedacht, schreibt‘s, dann wird vielleicht diskutiert über Gewalt, dann ist es nicht nur eine Meldung, die gleich wieder vergessen ist. Denn sie ist verbunden mit einem Namen, der auch noch relativ bekannt ist. Das ist wie mit dem Drogentoten Nummer 25 und mit allen, die keiner fragt, was sie brauchen könnten.

Johann: Ich vermisse die Bibliothek. Da kann ich ja nicht rein mit meinem Schneckenhaus, mit dem ganzen Hab und Gut, das ich immer bei mir habe. Ich würde so gerne die Heidelberger Liederhandschrift lesen, den Codex Manesse. Und ich vermisse meine Küche. Auf der Straße mit dem Kocher bist du halt doch sehr begrenzt in deinen Möglichkeiten. Wenn ich so eine Holzhütte hätte mit ein paar Quadratmetern, die ich zum Beispiel auf dem AEG-Gelände aufstellen dürfte, das wäre toll. Da käme ich super zurecht. In Obdachlosenpensionen gehe ich nicht. Weil ich einfach nichts mit Alkoholikern zu tun haben möchte. Die können unberechenbar sein. Ich will nicht mit Leuten in einem Raum übernachten müssen, mit denen ich mich nicht sicher fühle.

Lilo Kraus (63) ist Professorin für Harfe an der Musikhochschule Nürnberg und Soloharfe­nistin der Staatsphilharmonie. Lilo Kraus und ihr Mann Chris Schmitt, der Bluesharmonika spielt, treten als Harp&Harp auf. Lilo war im Frühling bei einem Radunfall schwer verun­glückt. Inzwischen spielt sie wieder und freut sich über all die Briefe und Anrufe, die sie er­mutigt haben.

Johann Burger ist 63 Jahre alt, hat Geschich­te studiert, wollte nach dem akademischen Abschluss aber etwas ganz anderes machen. Er war einige Jahre technischer Leiter beim Theater Pfütze. Seit rund zehn Jahren hat Jo­hann kein Zuhause mehr, die Gründe behält er für sich. Er übernachtet meist unter dem Fuchslochsteg. Im Café Wanderer ist er gern gesehener Gast, der nicht zahlen darf. Wenn er eine Wohnung angeboten bekäme, würde er sie nehmen.

Interview: Ilse Weiß | Straßenkreuzer-Redaktion
Foto: Claudia Holzinger | claudia-holzinger.de

Straßenkreuzer #18 Release: Hart und herzlich

Hart und herzlich

Drei Acts und gute Stimmung: Die CD-Präsentation im MUZclub an der Fürther Straße war (wieder einmal) ein Garant für einen musikalisch spannenden Abend den Straßenkreuzer-Vorstand Walter Grzesiek eröffnete, ehrenamtliche Helferinnen wie Regina Hartmann und Sabine Felser ermöglichten. Und sympathisch offen war schon der erste Musiker: Der Nürnberger Jens Hold alias John Steam Jr. entdeckte im Publikum seinen Musiklehrer und seine Gesangslehrerin Karin Rabhansl. Deshalb war er etwas aufgeregt und vergaß gleich einen Text, was er witzig wegmoderierte. Aus dem Landkreis Roth kommt das zweiköpfige Love Sandwich Orchestra, das jede Haus-Party rockt. Ronald und Eggnog haben bereits mit ihren Bands Monokini, Yoohoos und Gott & die Welt Lieder gespendet. Deviltrain aus Bamberg schließlich nennt ihren Stil Schweinerock, was provinziell klingt. Doch der Schein trügt. Die erst 2015 gegründete Combo hat zwei Alben veröffentlicht, spielt in NRW und Mitteldeutschland. Kein Wunder, bei der Stimme ihrer Frontfrau Simmi.

Die Straßenkreuzer CD „Wish You Kreuz Here“ (Auflage: 1000 Stück) mit 21 Stücken regionaler Bands und Interpreten ist für 13,50 Euro bei Straßenkreuzer-Verkäuferinnen und -Verkäufern erhältlich.

(Fotos: Simeon Johnke; Text: Ilse Weiß)