Editorial November 2024
in den Anfangsjahren vom Straßenkreuzer wurden alle Verkäufer nur gezeichnet, wenn sie im Heft erschienen. Der Grund: Man wollte die armen und obdachlosen Menschen nicht durch Fotografien bloßstellen. 30 Jahre später halten Verkäuferinnen und SchichtWechsel-Stadtführer auf dem Titelbild gemeinsam Schilder in die Luft, die laut und bunt verkünden: Wir sind der Straßenkreuzer! Fast wie bei einer Demonstration, die mit guter Laune verkündet: Wir wissen, wie es ist, kein Geld zu haben. Und wir müssen uns deswegen nicht verstecken. Dabei steht außer Frage, dass Armut immer noch extrem stigmatisiert ist. Der Straßenkreuzer hilft seit 30 Jahren mit dem Heftverkauf: Arme und wohnungslose Menschen verkaufen das Magazin auf der Straße und treten in Kontakt mit Personen kreuz und quer aus der Gesellschaft (S. 6). Und mittlerweile tut der Verein noch so viel mehr. In den Stadtführungen des SchichtWechsel lernen Menschen ohne Armutserfahrung von Experten, wie man auf der Straße überleben kann und was für Hilfsangebote es in Nürnberg gibt (S. 12). Im Pfandprojekt verdienen zwei Männer jeden Monat reguläres Einkommen, die zuvor aufs Flaschensammeln angewiesen waren (S. 10). In der Straßenkreuzer Uni führen spannende Themen unserer Zeit Akademikerinnen, Wohnungslose und Interessierte zusammen (S. 14). Und seit zwei Jahren bringt uns Housing First Nürnberg Wohnung für Wohnung dem immer noch utopischen Ziel näher, Obdachlosigkeit zu beenden (S. 9). Wir feiern in diesem Heft die Vielfalt unserer Projekte. Sie können mit uns feiern: Am 17. November eröffnet eine Fotografie-Ausstellung zum 30-jährigen Jubiläum des Vereins. Schauen Sie vorbei! (S. 22)
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünschen
Alisa Müller und das Straßenkreuzer-Team