Körper/Sprache: Befreit sprechen

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60 Prozent aller Deutschen leiden gelegentlich unter Sprechangst. Vor einer Gruppe, mit dem Chef oder im Streit mit dem Partner wird die Stimme kieksig, manchmal versagt sie ganz.

Was tun? Christine Wunderlich, Logopädin mit eigener Praxis in Nürnberg, erklärte 18 Hörern der Straßenkreuzer Uni in den Räumen der Hängematte, dass Gedanken, Körper und Verhalten komplex zusammenspielen.

Vorraussetzung für eine wohlklingende Stimme und den freien Fluss der Rede ist, dem Kehlkopf und den Stimmlippen durch eine aufrechte Haltung genug Raum zur Entfaltung zu geben, vollen Atem aus dem Bauch zu schöpfen und – wichtig – lähmende, negative Gedanken loszulassen.

Noch wichtiger, sagt Christine Wunderlich, ist: den Mund beim Sprechen weit aufmachen und üben, üben, üben. Schon beim Bäcker. Ganz schädlich sind übrigens Räuspern, Mentholbonbons und Flüstern. „Dabei sind die Stimmlippen in Spagat, das hält keiner lange aus.“

15/11/2012

Six feet under

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Der Tod steht am Ende aller Dinge. Auf Latein findet sich diese Wahrheit auf einem Grabstein des Leitfriedhofs in Nürnberg.

Auf 6000 Quadratmetern rund um eine 100jährige Eiche zeigen hier 250 Grabmale und -zeichen beispielhaft unsere Form des Totengedenkens. Grabmalberater Michael Gärtner führte ein Dutzend Hörer der Straßenkreuzer Uni über die bundesweit einmalige Anlage.

„Ich versuche, etwas Ruhendes und Tröstendes zu konzipieren“, sagt der gelernte Steinbildhauer und -restaurator. Natürliche Proportionen, wie sie etwa der Goldene Schnitt vorgibt, und klare Formen sind die Basis.

Bei der Gestaltung eines Grabsteins geht es Gärtner immer um einen persönlichen Bezug zu dem Toten, denn für Angehörige und Freunde ist der Friedhof ein Ort der Trauerarbeit im ganz ursprünglichen Sinn. Blumen pflanzen, Blätter fegen – und dabei den Schmerz in die Erinnerung an den geliebten Menschen verwandeln.

„Seelenrutschen“, wie Steinmetze industriell gefertigte Steine wegen ihrer beliebigen Form nennen, bieten da kaum Halt.

13/11/2012

Gute Reise!

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Was bedauern Sterbende? Dass sie der Arbeit zuviel Wert beigemessen haben und dass sie Beziehungen besser hätten pflegen sollen.

Sie wünschen, dass sie in der Blüte des Lebens mehr Gefühle gezeigt und größeren Mut zu eigenen Entscheidungen und zu Veränderung gehabt hätten.

Das alles, sagt der Thanatologe Dr. Dr. Thomas Mösler, gibt Hinweise darauf, wie wir unser Leben gestalten sollten. Denn wenn der Tod kommt, geht es um anderes: Um das Loslassen von Meinungen über sich und andere und von der Welt.

Wie dies gelingen kann, erklärte der Neurologe und Psychotherapeut zusammen mit Mitarbeiter Sebastian Scheler und Tochter Camilla vor 35 Hörern im Haus Domus Misericordiae. Der Schlüssel zur Harmonie und einem erfüllten Leben liegt im Atem.

Beim Einatmen zu denken „der Friede, die Klarheit und die Liebe des Universums durchströmen mich“ und beim Ausatmen „mögen alle Wesen glücklich sein“ – das beruhigt, tröstet und versöhnt. Nicht nur beim Sterben.

05/11/2012

Schmerzlos sterben

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Finger, Hammer, Aua – so einfach ist es bei Sterbenden nicht, sagt Dr. med. Roland Hanke. Denn neben den körperlichen Schmerzen leiden sie unter sozialem Schmerz: dem unaufhaltsamen Abschied von der Welt, Vereinsamung und Sprachlosigkeit selbst gegenüber den nächsten Angehörigen. All dies kann sich in Schwindel, Atemnot und wehen Gelenken ausdrücken.

Die Mitarbeiter des Hospizvereins Fürth, dem Roland Hanke vorsteht, rufen dann zur Familienkonferenz: Gibt es unerfüllte Wünsche, ungelöste Lebensaufgaben? Sie beraten gemeinsam, was der Patient braucht und wie die Familie unterstützt werden kann.

Natürlich sind neben Zuwendung auch Medikamente nötig, die beispielsweise Übelkeit und Luftnot lindern. Das Palliativ-Care Team versorgt die Schwerkranken damit. Wenn das alles gegeben ist, sagt Dr. Hanke vor 40 Hörern der Straßenkreuzer Uni in der Wärmestube, können Menschen auch loslassen vom Leben: „Die Patienten haben mit dem Sterben selten ein Problem, eher die Angehörigen.“

24/10/2012

Tod & Teufel

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Die Milchstraße weiß nicht, dass es sie gibt. Menschen aber haben ein Bewusstsein, sagt Pfarrer Volker Zuber.

Was Tod & Teufel, Himmel und Hölle betrifft, scheint es selbst bei aufgeklärten Zeitgenossen unschlüssig zu sein: Ob da noch was ist? Es ist ein anspruchsvolles Thema, mit dem die Straßenkreuzer Uni ins Wintersemester startet.

40 Hörer hat es in die Heilsarmee gelockt. Was ist, wenn der Tod kommt? Viel Angst vor dem Sterben, noch größere vor dem Danach. „Auf dieser Klaviatur zu spielen, das erhält die Macht“, sagt der Weltanschauungsbeauftragte des evangelischen Dekanats Fürth. Für ihn ist die Hölle kein Ort, sondern ein Zustand: „Ich glaube, die Hölle schüren wir uns selber an, wenn wir anderen Gefühlen mehr Raum geben als der Liebe: Neid, Lüge, Hass, Geiz, Machtstreben…“

Wer sich ihnen überlässt, leide nicht nur in dieser Welt. Ob es ein Jenseits gibt? Wissen kann es keiner. Nur eins ist todsicher, sagt Volker Zuber: „Keinerkommt hierlebend raus.“

08/10/2012